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Eingangstreppenhaus der Volkshochschule, auf den Stufen sitzen Zuschauer. bei der Eingangstür steht Moderator und Gast im Gespräch

Speed-Podium zur Landtagswahl

Kennenlernen der Kandidat*innen auf eine besondere Weise und einem speziellen Ort...

Im Jahr 2019 stand die Bürgerrecht.Akademie ganz im Fokus der Wahlen. Drei Wahlen: kommunal, europäisch und sächsisch verlangten von den Bürgerinnen und Bürgern großes demokratisches Engagement. Die Bürgerrecht.Akademie war Begleiterin in diesem Wahlszenario mit einem Angebot des intensiven Diskurses.

Für den finalen Landtagswahlkampf entwickelte das Team ein „Speed-Podium“ mit Kandidaten der sechs großen Parteien. Um eine breite öffentliche Wirkung zu entfalten verließ die Bürgerrecht.Akademie für diese Veranstaltung die gewohnte, ehrwürdige Aula der Volkshochschule und erprobte das Foyer, die Treppenstufen und die Gänge als Ort für Diskussion und Gespräch. Sitzkissen und Papphocker luden zum Platz nehmen ein. Und diese einladende Geste nahmen über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an.

Wir verzichteten auf das übliche große Podium und initiierten ein Speed-Podium. Jede*r Kandidat*in erhielt eine individuelle zehnminütige Vorstellungs- und Befragungsmöglichkeit. Die Reihenfolge entschied das Los. Kandidat*innen und Publikum waren absolut überrascht. Dies hatte zur Folge, dass die Politiker*innen sehr authentisch und ohne die üblichen Wahlkampffloskeln sich selbst und das Programm ihrer Partei vorstellten.

Es entwickelte sich eine lebendige Atmosphäre mit Forum-Charakter. Im Auditorium des Foyers saß man dicht beieinander, damals noch möglich, und war fokussiert auf die Statements der Bewerber.

Fragen konnten gestellt werden an:

  • Holger Mann (SPD),
  • Dr. Daniel Gerber (Bü 90/Grüne),
  • Adam Bednarsky (Linke),
  • Robert Clemen (CDU),
  • Friedrich Voßberg (FDP) und
  • Alexander Wiesner (AfD).
  • Moderation: Bastian Wierzioch (mdr)

 

Anschließend fanden sich an sechs Steh-Tischen in den angrenzenden Fluren die sechs Kandidat*innen ein. Jeder dieser Tische hatte eine eigene Tischmoderation. Hier sollte das persönliche, individuelle Gespräch möglich sein. Zur Auflockerung der Atmosphäre standen auch Tische mit Getränken und Brezeln bereit.

Die Teilnehmenden aus dem Publikum konnten frei wählen, mit wem sie an den Tischen ins Gespräch kommen wollten. Diese Gelegenheit wurde intensiv genutzt. Als hilfreich und notwendig erwies sich die Tischmoderation, um Fragen und Antworten zu erläutern oder / und zu vertiefen, evtl. Hemmungen abzubauen und politische Hintergründe zu erläutern.

Die Gesprächssituation an den Tischen wurde von zwei „fliegenden Moderatorinnen“ des Teams der Bürgerrecht.Akademie beobachtet.

Sie fassten abschließend die vielen kleinen und großen Themen der Tischgespräche im Plenum für alle Anwesenden noch einmal zusammen.

Eine außergewöhnliche Wahlveranstaltung ging zu Ende. Überraschend für das Team war die sehr, sehr positive Resonanz des Publikums und der Politiker*innen.

Nach Intensität und Feedback zu diesem Abend ist das Team der Bürgerrecht.Akademie überzeugt, dass es durch neue räumliche und konzeptionelle Ansätze des aktiven Agierens und der Nähe gelingen kann, Skepsis und verhärtete Ressentiments aufzubrechen und in einen echten Meinungsaustausch zu treten.

Mit dieser Veranstaltung fand die Grundintention der Säule „Treffen“ ihre Gestaltung.

Die Öffentlichkeitsarbeit profitierte von der allgemeinen Aufmerksamkeit für die sächsischen Landtagswahlen. Dennoch wurden besondere Anstrengungen unternommen, für die Veranstaltung über Direktmailing und Werbung in Schulen und Universität/ Hochschulen extra Aufmerksamkeit zu wecken. Zu dieser Veranstaltung wurden die für die Öffentlichkeitsarbeit üblichen Kanäle der Pressearbeit der Volkshochschule (Homepage, Veranstaltungsprogramm) genutzt. Sie konnte zusätzlich jedoch auch über die Schaltung von Anzeige und Stopper in einem Stadtmagazin forciert werden.

 

Schlussfolgerungen:

Mit dieser Veranstaltung hat sich die Bürgerrecht.Akademie einen neuen Ort erschlossen, der sich in seiner Besonderheit der Publikumsnähe und einer authentischen Diskussionsatmosphäre aus dem sonst Erlebbaren heraus hob. Das Überraschungsmoment des „Nehmen Sie doch bitte auf den Stufen Platz.“ klärte sich dabei stets schnell in das Gefühl des Miteinanders, der Nähe, die die Diskussionsatmosphäre bestimmten. Es gab erfreulicherweise wohl auch deshalb keine Schwierigkeiten mit aggressiven Wortmeldungen, was für solche Wahlveranstaltungen durchaus nicht unerwartet wäre. Der Übergang vom Auditorium zu den moderierten Rundtischgesprächen mit einzelnen Ansprechpartner gelang unkompliziert und wurde sehr gut angenommen. Der gereichte Imbiss stärkte den Gemeinschaftscharakter und trug, wie gedacht, zur Befriedung der manchmal hitzigen Diskussionen bei. Für das Gelingen der Veranstaltung war allerdings auch der hohe personelle Einsatz Voraussetzung. Sollen sich Politiker*innen und Bevölkerung auf Augenhöhe begegnen, dann ist eine Begleitung durch Moderation (bei uns an den Steh-Tischen) notwendig.