Brücken der Solidarität?

Ein Austauschprojekt zwischen Dissident*innen aus Syrien und der DDR in Zeiten rechter Mobilisierung

 

Ein 2019 von der deutsch-syrischen Menschenrechtsorganisation Adopt a Revolution ins Leben gerufene Projekt brachte Menschen aus Syrien und der DDR entlang ihrer Erfahrungen mit politischer Gewalt, Repression, Protest, der Organisation von Widerstand, Emigration und Neuanfang zusammen. Mit diesen Zeitzeug*innen aus zwei Generationen und zwei Regionen dieser Welt, aus verschiedensten Herkunftskontexten und Religionen, setzen wir die persönlichen Erinnerungen an zwei unterschiedliche Geschichtsmomente miteinander in Verbindung. Aus dem inzwischen auch wissenschaftlich begleiteten Austausch entstanden unter anderem eine Wanderausstellung mit didaktischen Begleitmaterial und verschiedene Bildungsmodule.

Verbindende Erinnerungsarbeit gegen rechts

In Zeiten zunehmender fremdenfeindlich-rechter Rhetorik auch aus der gesellschaftlichen Mitte wollen wir mit dieser verbindenden Erinnerungsarbeit eine Inspirationsquelle für alternative Lesarten von Geschichte, für demokratische Visionen und solidarischen Zusammenhalt sein. Unsere Arbeit interveniert in eine Verflechtung von Debatten, die gleichzeitig die gesellschaftliche Stimmung gegen geflüchtete Menschen vorantreibt und besonders in Ostdeutschland die Protesterfahrung der DDR-Bürgerrechtsbewegung für rechtspopulistische Zwecke anzueignen versucht. Der dissidentische Austausch über nationale Grenzen und Ereignisse hinweg setzt an den weltoffenen Werten der Bewegungen an. Er macht Akteure und Visionen der Protestbewegungen sichtbar, die damals wie heute im öffentlichen Diskurs oft marginalisiert bleiben.


„Als ehemalige DDR-Bürgerin kann ich nicht akzeptieren, dass es so wenig Solidarität gibt für geflüchtete Syrer*innen. Was wäre gewesen, wenn ich an eine Tür geklopft hätte und mir wäre sie nicht geöffnet worden?“


Dissidentische Erfahrung als demokratische Vision für die Migrationsgesellschaft

Dabei geht es nicht um eine unmittelbare Gleichsetzung geschichtlicher Ereignisse oder das Gewaltpotential der Regime in der DDR und Syriens. Aus dem Austausch und der Verbindung der persönlichen Erfahrungen mit Dissidenz entsteht ein gegenseitiges Verständnis für die Gemeinsamkeiten, aber auch die Herausforderungen beider Demokratiebewegungen – auch wenn sich die real-politischen Szenarien unterschiedlicher nicht hätten entwickeln können. Damit stellen wir der fremdenfeindlichen Geschichtsaneignung eine solidarische Vision für unsere Migrationsgesellschaft entgegen.